"I have a surprise for you." Wenn Alexe so etwas sagt, dann muss man vorsichtig sein. Und in der Tat schwang in dieser Aussage ein klein wenig Sarkasmus mit. Leider war mir das kurz nach meiner Ankunft in Rumänien noch nicht direkt bewusst und deswegen fragte ich ihn fröhlichen Mutes, was er denn für mich habe. "We have no electricity." Ok. Keinen Strom. Dann schreib ich halt nicht direkt meinen Blog, sondern warte ein bisschen, bis wir die Möglichkeit haben, irgendwo ins Internet zu kommen. Das dies aber nicht nur bedeutet, dass ich nicht meinen Blog nicht von Alexe zuhause aus schreiben konnte, sondern gänzlich alles auf den Kopf stellt, begriff ich erst nach und nach. So fragte ich Vera, als wir ankamen, dass wir nun also ohne warmes Wasser duschen müssen. Vera antwortete: "Oh nein, wir können überhaupt nicht duschen!" Ok. Nicht duschen, nicht kochen, kein Kühlschrank, keine Klospülung, kein Licht und noch nicht mal fließendes Wasser aus dem Brunnen auf ihrem Grundstück. Willkommen im Missionarsleben!
Aber wie kreativ man wird, das zeigt sich erst dann, wenn man nichts hat. Beispielsweise haben wir Wasser in große Plastikflaschen gefüllt und diese in die Sonne gelegt, das wir dann abends zum Duschen benutzt haben. So mussten wir zumindest nicht mit kaltem Wasser duschen. Außerdem konnte ich an Veras Einfallsreichtum teilhaben, denn schließlich konnten wir nichts kaufen, was in den Kühlschrank muss, da es bei dieser Hitze innerhalb weniger Stunden nicht mehr essbar gewesen wäre. Aber dank Vera esse ich hier wirklich gut.
Das Problem war, dass Alexe die Rechnung für den Strom nicht zahlen konnte. Insgesamt waren es 1050 Ron, was hier eine Menge Geld ist. Aber Alexe bat mich, davon niemanden zu erzählen. Er sagte, dass es natürlich leicht ist, das Geld aus Deutschland oder sonst irgendwo her schicken zu lassen, aber wie kann man dann Gottes Wirken sehen? Und er behielt Recht. Bereits am Mittwoch bekam er einen Anruf, dass er mal auf sein Konto schauen sollte. Oder das Kindergeld wurde aus unbekannten Gründen bereits zwei Tage früher als sonst überwiesen. Mit 500 Ron in der Tasche machten wir uns also am Donnerstag auf nach Caraca. Alexe wusste zwar noch nicht genau woher er das restliche Geld nehmen sollte, aber er wusste, dass er losfahren sollte, um die Rechnung zu bezahlen. Und dort kam dann die große Überraschung: statt den anfänglichen 1050 Ron musste er nur 400 Ron zahlen, aus "unbekannten" Gründen. Für uns ist Gott der Grund dafür.
Zur Feier des Tages gab es dann Barbecue und seit gestern haben wir auch wieder Strom und (kaltes) fließendes Wasser.
Ich bin wirklich dankbar für die Zeit ohne Strom. Zum einen lernt man zu schätzen, was es heißt, fließendes Wasser zu haben, dass du ja ständig brauchst und zum anderen habe ich einen kleinen Einblick bekommen, wie manche Menschen hier leben. Denn während ich gewusst habe, dass dies nur für eine kurze Zeit ist, denn spätestens in Deutschland werde ich wieder Strom und fließendes Wasser haben, so müssen hier manche Leute ihr ganzes Leben unter solchen Bedingungen leben. Und ich bin dankbar, dass ich Gottes Eingreifen so sehen konnte. Was für Menschen unmöglich scheint, ist für Gott nur eine Kleinigkeit.
Hier kann man direkt miterleben, was es heißt aus Glauben zu leben und auf Gottes Gnade angewiesen zu sein.